Gemeinschaftspraxis
Prof. Dr. med. Frank Martin – Dr. med. Barbara Arnold

Pädaudiologie

In der Pädaudiologie erfolgt eine Gehörbestimmung bei Kindern, eine Abklärung möglicher Ursachen sowie die Therapie einer diagnostizierten Hörstörung. Die Therapie erfolgt oft interdisziplinär zwischen verschiedenen medizinischen Fachrichtungen, Pädagogen, Logopäden, Hörgeräteakustikern in enger Absprache mit den Eltern.

 


Die Häufigkeit der angeborenen kindlichen Schwerhörigkeit liegt bei 2,1 beidseitig und bei 0,6 einseitig schwerhörigen Kindern auf 1000 Neugeborene. Bei Kindern mit Risikofaktoren wie Frühgeburt, Sauerstoffmangel bei Geburt, familiären Hörstörungen, Schwangerschaftsinfektionen, chromosomalen Auffälligkeiten liegt die Prävalenz bei 2-3%; bei Frühgeborenen bei 3,1 % .

Die rechtzeitige Erkennung einer kindlichen Schwerhörigkeit ist erforderlich, da eine Reifung der zentralen Hörbahnen von einer frühzeitigen akustischen Stimulation abhängt.

Eine im frühen Kindesalter nicht erkannte Hörstörung kann sich nachhaltig auf Sprachentwicklung, kognitive Reifung, psychosoziale und emotionale Fähigkeiten der Betroffenen auswirken. Etwa 20 % der kindlichen Hörstörungen entwickeln sich im späteren Verlauf oder werden erst zu einem späteren Zeitpunkt manifest.

Von den bleibenden Hörstörungen unterscheidet man die passageren Hörstörungen. Hierunter versteht man das zeitweilige Auftreten von infektbedingten Schallleitungsschwerhörigkeiten infolge Tubenbelüftungsstörungen mit und ohne Paukenerguss. Unterschieden werden auch fluktuierende und progrediente Hörstörungen.

Formen der Schwerhörigkeit

  1. Schallleitungsschwerhörigkeit: Störung des Schalltransportes im äußeren Ohr oder Mittelohr mit einem maximalen Hörverlust von ca. 60 dB.
  2. Schallempfindungsschwerhörigkeit: Störung der Umwandlung der mechanischen Energie des Schalls in bioelektische Signale im Innenohr und Weiterleitung in die  auditorischen Bahnen. Die Störung kann im Innenohr, im Hörnerven und in Stationen der Hörbahn liegen.
  3. Kombinierte Schwerhörigkeit: Störung der Schallleitung und der mechanoelektrischen Umwandlung im Innenohr.
  4. Auditorische Neuropathie: Störungen zwischen inneren Haarzellen, der synaptischen Verbindung zwischen innerer Haarzelle und Nerv bzw. den Fasern des Hörnerven werden angenommen
  5. Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS): Störung der Verarbeitung in höheren Hörbahnstrukturen und der Aufbereitung sowie Auswertung der auditiven Informationen in der Hirnrinde.
  6. Psychogene Hörstörung: psychische Fehlreaktion bei Normalbefund des peripheren und zentralen Hörsystems, unabhängig vom Willen des Betroffenen. Die Schwerhörigkeit kann einseitig, beidseitig oder auch asymmetrisch auftreten.

Wie fallen schwerhörige Kinder zu Hause auf ?

Ausbleibende oder verzögerte Reaktionen auf Geräusche beim Säugling, fehlende zweite Lallphase, verzögerte oder ausbleibende Sprachentwicklung, soziale Verhaltensauffälligkeiten beim Kleinkind sind Leitsymptome für das Bestehen einer Schwerhörigkeit. Häufiges Nachfragen, Lauterstellen des Fernsehgerätes sowie eine häufig undeutliche Artikulation beim Kleinkind können wegweisende Angaben für das Vorliegen von Paukenergüssen oder anderen Hörstörungen sein. Eine Hörstörung im Schulalter fällt eher durch nachlassende Konzentration, schlechtere Schulleistungen sowie Missverstehen von Lehreranweisungen auf.

Bei Vorliegen oben genannter Auffälligkeiten sollte eine Gehörabklärung des Kindes bei einem Pädaudiologen erfolgen.